Online-Workshops haben viele Vorteile: Sie sind günstig, man kann ortsunabhängig teilnehmen und braucht nicht viel Ausrüstung. Doch für Veranstalter:in und Referent:in liegt die Tücke im Detail. 10 Tipps, um häufige Probleme zu umgehen.

 

1 Didaktik und Methoden gut planen

Online-Workshops wirken wie ein Vergrößerungsglas für alles, was didaktisch nicht zu 100 % durchdacht ist. Das betrifft vor allem Elemente, bei denen es um Interaktion mit den Teilnehmer:innen geht. Wenn diese Methoden nicht gut anmoderiert oder nicht gut auf ein Online-Seminar angepasst sind, laufen sie eher ins Leere als in einem Präsenz-Seminar. Meine Vermutung ist: Es liegt an der Distanz. In Präsenz retten manchmal die Gruppendynamik oder ein Wohlwollen der Teilnehmer:innen gegenüber den Referent:innen die ein oder andere nicht ideale Situation. Dieses Phänomen ist in Online-Workshops viel schwächer ausgeprägt. Kleine didaktische Unzulänglichkeiten fallen dort also viel mehr auf.

Tipp 1: Beteiligungs-Methoden vorher gut durchdenken und einen Plan B für den Fall bereithalten, dass es nicht funktioniert.

 

2 Mit Passivität rechnen

Online-Workshops sind nicht immer interaktive Formate, oft verbergen sich dahinter einfach online übertragene Vorträge. Teilnehmer:innen kommen also oft mit einer passiven Zuhör-Haltung in den Videokonferenz-Raum: um sich mal anzuhören, was da so kommen mag, vielleicht sogar als Berieselung nebenher.

Tipp: Die Teilnehmer:innen gleich am Anfang des Workshops bitten, ihre Kamera einzuschalten, und darauf hinweisen, dass in diesem Workshop Austausch miteinander geplant ist. Die Teilnehmer:innen mit Namen begrüßen, wenn sie den digitalen Raum betreten. So wird von Anfang an signalisiert: Wir möchten hier eine aktive Mitarbeit erreichen.

 

3 Feedback-Methoden einbauen

Wie sehr man sich in Präsenz-Workshops und -Seminaren auf das nonverbale Feedback der Teilnehmer:innen verlässt, wird einem erst bewusst, wenn man nicht darauf zugreifen kann. Oft haben in Online-Workshops nicht alle Teilnehmer:innen ihre Kamera angeschaltet. Im schlimmsten Fall schaut man als Referentin also auf schwarze Kacheln. Und selbst, wenn die Webcams laufen, lassen sich Körpersprache und Gesichtsausdrücke schwerer ablesen als im echten Seminarraum. Es ist also schwierig herauszufinden, ob das Tempo passt, ob Teilnehmer:innen gedanklich dabei sind oder sich langweilen, ob Dinge vielleicht unklar geblieben sind.

Tipp: Im Zweifel eine schnelle Feedback-Runde einbauen: Die Teilnehmer:innen etwas in den Chat schreiben lassen, Emoji-Reaktionen zeigen lassen oder eine kurze Umfrage einblenden (das ist in vielen Videokonferenz-Softwares möglich). Achtung: Umfragen muss man ggf. vorab in der Software anlegen.

 

4 Vorsicht, Multitasking!

Spätestens in einer Online-Workshop-Situation stellt sich Multitasking als Illusion heraus. Die Neurowissenschaft geht inzwischen davon aus, dass Multitasking nur bei automatisierten Tätigkeiten möglich ist (z. B. Auto fahren und nebenbei telefonieren). Unsere volle Aufmerksamkeit können wir aber immer nur auf eine Tätigkeit legen. Einen Vortrag zu halten, ist eine solche Tätigkeit. Im Online-Workshop fallen aber noch viele andere Aufgaben an: Teilnehmer:innen in den Videokonferenz-Raum lassen, Wortmeldungen koordinieren, Fragen und Anmerkungen im Chat im Auge behalten und beantworten, technische Aufgaben wie den Wechsel zwischen einer geteilten Präsentation und anderen Medien oder Methoden bewältigen.

Tipp: Können Aufgaben zwischen mehreren Personen aufgeteilt werden? Falls nur eine Person allein den Online-Workshop moderiert: Feste Zeitfenster einplanen, in denen der Warteraum überprüft, der Chat auf neue Fragen gecheckt und mögliche Wortmeldungen der Teilnehmenden angenommen werden. Diese Zeitfenster ankündigen (z. B. alle 10 Minuten), so dass sich die Teilnehmer:innen darauf einstellen können.

 

5 Co-Moderation planen

Um die in Tipp 4 beschriebene Überforderung durch Multitasking zu vermeiden, gibt es eine einfache Lösung:Die Aufgaben im Online-Workshop auf zwei Rollen aufzuteilen. Oft bietet sich die Rolle Referent:in und Co-Moderator:in an. Referent:in zu sein bedeutet: den Workshop inhaltlich leiten und moderieren, Vortragsblöcke halten, Methoden anmoderieren, den inhaltlichen Erfolg des Workshops im Auge behalten. Co-Moderator:in zu sein bedeutet: Die Teilnehmer:innen begrüßen, den Zeitrahmen im Auge behalten, die technische Koordination wie das Einlassen zuspätkommender Teilnehmer:innen übernehmen, den Chat und Wortmeldungen im Auge behalten und den/die Referent:in ggf. darauf hinweisen, den organisatorischen Erfolg des Workshops ermöglichen.

 

Foto: bongkarn thanyakij von Pexels

Category: PR-Tipps